Blütenbildung

Allgemein: Für viele Kakteenfreunde ist es eine wichtige Frage, ob es gelingt, ihre Pflanzen zum Blühen zu bringen. Gern erinnert man sich an Blüherfolge der vergangenen Jahre. Mit den Erfahrungen wachsen auch die Ansprüche, schwer blühende Pflanzen in eigener Kultur aufblühen zu sehen. Die Blütenbildung der Kakteen und die ausschlaggebenden Faktoren stellen ein interessantes Problem dar. Für einige Arten vorliegende Untersuchungen lassen vermuten, dass mehrer Ursachen hierbei bedeutsam sind. Kakteen, die blühen sollen, müssen zunächst einmal eine gewisse Mindestgröße und ein gewisses Mindestalter erreicht haben. Erforderliche Größe und erforderliches Alter können von Gattung zu Gattung recht unterschiedlich sein. Von der Aussaat an gerechnet, können erste Blüten bei nachfolgenden ausgewählten Arten erscheinen:

KakteenartZeit
Rebutia minuscula1-2 Jahre
Mammillaria zeilmanniana, Mammillaria prolifera2-3 Jahre
Gymnocalycium baldianum, Gymnocalycium andreae3-4 Jahre
Mammillaria elegans, Notocactus ottonis, Lobivia jajoiana, Mammillaria rhodantha, Mammillaria parkinsonii4-5 Jahre
Echinocereus triglochidiatus5-6 Jahre
Notocactus leninghausii7-9 Jahre
Oreocereus trollii, Trichocereus candicans10-15 Jahre
Leicht blühende Anfängerpflanze
Mammillaria bocasana cv. roseiflora

Selbst bei nahe verwandten Gattungen kann es erhebliche Unterschiede im Blühverhalten geben. So sind Echinopsis-Arten bereits als wesentlich jüngere und kleinere Pflanzen blühfähig, als viele der nahe verwandten Trichocereen, die meist in höherem Alter blühen. Kreuzungen zwischen Echinopsen und Trichocereen zeigten zwar die schönen Blüten der Trichocereen aber auch deren Neigung, erst in höherem Alter zu blühen. Das zeigt, dass das Mindestblühalter erblich festgelegt ist. Säulenkakteen bedürfen meist einer beträchtlichen Größe, bevor sie blühfähig sind. Schneidet man aber das Kopfstück eines blühfähigen Säulenkaktus ab und bewurzelt dies als Steckling neu, so behält es seine Blühfähigkeit und blüht folglich als viel kleinere Pflanze. Ursache ist das im Steckling befindliche Blühhormon.

Bei anderen Pflanzen konnte man durch Pfropfen das Blühhormon auf nicht blühfähige Pflanzen übertragen und sie so zum blühen bringen. Neben Größe und Alter ist auch die Ernährung der Kakteen von großer Bedeutung. Bei einer zu stickstoffreichen ernährten, mastigen Pflanze wird das vegetative Wachstum auf Kosten der Blühwilligkeit gefördert. Daher ist eine ausgewogene, stickstoffarme, an Phosphor und Kalium reiche Düngung vorzuziehen. Sehr wesentlich für die Blütenbildung der Kakteen ist die strikte Einhaltung der Ruhezeit. Hier wird der Blütenansatz vorgebildet. Untersuchungen von W. Rünger ergaben, dass Notocactus concinnus, Notocactus scopa, Mammillaria zeilmanniana, Mammillaria bocasana, Mammillaria longicoma, Rebutia marsoneri, Rebutia krainziana, Rebutia minuscula, Rebutia violaciflora, Gymnocalycium baldianum und Echinopsis aurea für die Blütenbildung eine Ruheperiode von 40 bis 70 Tage, bei einer Temperatur von etwa 10 °C, besonders förderlich ist.

Mit zunehmender Dauer der Kühlperiode nimmt die Anzahl der gebildeten Blüten zu. Hohe Lichtintensität während, vor allem aber nach der Kühlperiode verstärkt die Wirkung, es werden mehr Blüten gebildet. Die Tageslänge hat bei Temperaturen bis 10 °C meist keinen Einfluss auf die Blütenbildung. Bei wärmeren Temperaturen werden bei Kurztagsbelichtung mehr Blüten gebildet, als bei Langtagsbelichtung. Bei Rhipsalidopsis gaertneri, dem Osterkaktus, einem Vertreter der epiphytischen Kakteen, ist die Blütenbildung von Temperatur und Tageslänge abhängig. Optimal ist eine Kühlperiode von 50 Tagen bei 10-15 °C und Kurztagsbelichtung. Auch epiphytische Kakteen, zum Beispiel Rhipsalis, die das ganze Jahr in einem gleichmäßig warmen und feuchten Gewächshaus stehen, blühen meist nicht regellos, sondern erst, wenn die Tage bei uns kürzer werden.

Dem erfahrenen Kakteenfreund wird die genannte Temperatur von 10 °C für einen optimalen Blütenansatz zum Beispiel von Rebutien relativ hoch erscheinen. In ihrer Heimat sind diese Kakteen jedoch nicht einer gleichmäßigen Temperatur ausgesetzt, wie sie bei der Untersuchung wohl wegen der Überschaubarkeit der Versuchsanordnung unumgänglich war, sondern sie unterliegen starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Dem entspricht es, dass sich erfahrungsgemäß in unseren Sammlungen ein hervorragender Blütenansatz ergibt, wenn diese Kakteen in der Ruhezeit bei Temperaturen stehen, die im Bereich zwischen -3 °C und + 12 °C schwanken. Neben den Einflüssen von Licht und Temperatur ist es für den Blütenansatz der Kakteen auch wichtig, dass die Pflanzen während der Ruhezeit trockener oder sogar völlig trocken gehalten werden.

Viele Kakteenfreunde sind davon überzeugt, dass man bei blühfaulen Kakteen den Blütenansatz dadurch erzwingen kann, dass man die Pflanzen bis weit ins Frühjahr hinein konsequent trocken hält. Bei zu vorzeitigem reichlichen Gießen können sich die bereits vor gebildeten Blühansätze zurückbilden oder in Sprosse umwandeln. Man sollte daher grundsätzlich im Frühjahr die Blühfähigen Kakteen erst gießen, wenn die Blütenknospen deutlich sichtbar sind. Schließlich gibt es auch bei den Kakteen Pflanzen, die vom Erbgut her gesehen leicht und reich blühen, und solche, die schwer und spärlich blühen. Dagegen gelten etwa Mammillaria dixanthocentron, Mammillaria geminispina, Mammillaria plumosa, Mammillaria viperiana oder Mammillaria yaquensis als schwer blühend.

Dabei mag es mit eine Rolle zu spielen, dass wir für manche in ihrer Heimat unter extremen Bedingungen wachsende Pflanzen noch nicht die richtigen Kulturbedingungen gefunden haben. Aber auch innerhalb der einzelnen Arten gibt es erbgutmäßig bedingte Unterschiede in der Blühwilligkeit. Bei einer größeren Aussaat von Samen der gleichen Art sollte der Kakteenfreund daher nicht nur die Sämlinge für sich behalten, die besonders zügig wachsen, sondern auch auf die Sämlinge achten, die schon im jungen Alter Blüten ansetzen.

Literaturquelle: Götz und Gröner “Kakteen” Eugen-Ulmer-Verlag

Echter Baldrian (Valeriana officinalis)
Foto: Wikipedia

Baldrianblütenextrakt: So wie man mit bestimmten Düngergaben das Wachstum der Kakteenpflanzen entscheidend beschleunigen kann, so liefert uns die Natur ein Produkt, was blühfaulen Pflanzen (vorausgesetzt die Kulturbedingungen wurden eingehalten) zu ungeahnter Blühfreude verhilft. Das Elixier, was hierbei wahre Wunder bewirkt nennt sich Baldrianblütenextrakt. Nicht zu verwechseln mit dem Baldrianextrakt, der dem Menschen als natürliches beruhigendes und schlafförderndes Mittel bekannt ist und manche Katze um den Verstand bringt. Der Baldrianblütenextrakt unterscheidet sich von der Baldriantinktur (in Apotheken und Einzelhandel erhältlich) inhaltlich dadurch, daß 1. meist nur die Hochblüten der Pflanze verwendet werden und 2. keinerlei Alkohol hinzugemischt wird. Letzteres ist für die Anwendung auf Pflanzen ungeeignet.

Die Beimischung beginnt schon mit dem Angießen, je nach Witterung, im zeitigen Frühjahr. Hierbei gibt man etwa 30-50 Tropfen, das entspricht etwa 3-5 ml, auf 10 Liter Gießwasser. In der Folge kann man diese Anwendung etwa 3-4 Mal in der Wachstumszeit wiederholen, auch mit entsprechender Beimischung zum Nebeln. Nur die Kombination mit Chemikalien (z.B. Pflanzenschutzmittel) sollte man vermeiden, da nicht ausgeschlossen werden kann, daß chemische Prozesse die Wirkung mindern. Bei regelmäßiger Anwendung danken es die Kakteenpflanzen mit einer bis dahin ungeahnten Blühwilligkeit. Übrigens: Baldrianblütenextrakt kann auch auf andere Blühpflanzen mit gleicher Dosierung erfolgreich angewendet werden.

Kommentare sind geschlossen.