Licht-, Temperatur und Gießempfehlungen


Wie viel Licht benötigen Kakteen?


Allgemein: Die Kakteen stehen in ihrer Heimat, ausgenommen epiphytische Kakteen, an sehr hellen Standorten und werden allenfalls leicht durch die benachbarten Pflanzen beschattet. Vor der hohen Sonneneinstrahlung schützen sich die Kakteen auf vielfältige Weise. Manche Kakteen, die aus schattenlosen Wüsten oder Steppen (z.B. Nord-Chile) zu und kommen, sind nicht frischgrün gefärbt, sondern sie sehen grau oder bereift aus. Andere Kakteen wiederum sind so dicht in Dornen oder Haare eingehüllt, daß auch sie nicht grün, sondern weiß, gelb, oder braun wirken. Eine helle Oberfläche oder dichte Bedornung oder Haare werfen das Licht zurück. Bei wiederum anderen Kakteen ist der Pflanzenkörper in eine Vielzahl von Graten, Wellen oder Lamellen gefaltet, die eine gegenseitige Schattierung ermöglichen. Die vielfältigen Schutzeinrichtungen gehören zum gesunden Erscheinungsbild der Pflanzen. Auch bei und benötigen die Kakteen daher in der Vegetationszeit von April-Oktober unbedingt einen sehr hellen und zeitweise sonnigen Standort.

Am relativ dunklen Nordfenster oder sogar weit entfernt vom Fenster, können die meisten Kakteen auf Dauer nicht gedeihen. Blassgrüne Färbung und entartetes Längenwachstum, so genanntes Vergeilen, zeigen bald an, daß die Lichtintensität am Standort ungenügend ist. Dem Kakteenfreund stehen oftmals besonders helle und etwas dunklere Stellflächen zur Verfügung. Einige Gattungen können bei leicht schattiger Aufstellung gehalten werden. Meist sind das jene Pflanzen, die im äußeren Gesamtbild grün wirken und nicht durch eine dichte Bedornung oder Behaarung geschützt sind. Ideal ist für diese Pflanzen Morgen- und/oder Abendsonne, mit leichtem Schutz vor praller Mittagssonne. In der Ruhezeit von November-Februar stehen alle Kakteen zwangsweise dunkler. Allerdings müssen geringe oder keine Bewässerung und tiefe Temperaturen die Pflanzen am Austreiben hindern. Ein heller Standort hält ein Mindeststoffwechsel in der Pflanze aufrecht. Durch Zusatzbeleuchtung, von ca. 12 Stunden, kann die Blühwilligkeit der kommenden Vegetationszeit enorm gesteigert werden.

Schattierung: Fast alle Kakteen möchten hell und sonnig kultiviert werden. Wenn aber die Pflanzen im Frühjahr aus dem relativ dunklen Winterstandort in den Sommerstandort ausgeräumt werden, müssen sie zunächst wieder langsam an das volle Sonnenlicht angepasst werden. Auch ganzjährig im Gewächshaus gepflegte Kakteen sind nach den helligkeitsarmen Wintermonaten, die stärker werdende Frühjahrssonne nicht mehr gewöhnt. Diese plötzliche Licht- und Wärmemenge kann zu Verbrennungen an den Pflanzen führen. Hierbei werden ganze Bereiche der Oberfläche zerstört, die in den seltensten Fällen, dann auch nur sehr langsam, von der Pflanze wieder regeneriert werden können. Daher ist die Beobachtung des Witterungsablaufs im Frühjahr sehr bedeutend. Die Pflanzen selbst schützen sich vor überraschend starker Belichtung durch eine leichte Rotfärbung auf dem Pflanzenkörper.

Auslöser ist ein eingelagertes Schutzpigment, der als Rotfarbstoff in den Zellen eingelagert ist. Den Anpassungsvorgang kann der Kakteenfreund durch leichtes Schattieren an besonders hellen und warmen Frühjahrstagen beeinflussen. Empfehlenswertist hierbei dünnes Papier (bei Fensterbrettkultur), eine alte Gardine oder ähnliche dünner Stoff der über das Frühbeet oder Gewächshaus gespannt wird. Bei anderweitiger Kultur kann man aus diesen Stoffen ein Gestell bauen, welches dann vor die Pflanzen aufgebaut wird. Mittlerweile empfehle ich Schattiermaßnahmen von April bis in den September hinein. Die sonnigen Sommer in den letzten Jahren haben bei vielen Pflanzen unterschiedlichster Gattungen in unschattierten Bereichen des Gewächshauses unschöne und ärgerliche Verbrennungsschäden hervorgerbracht. Besonders bei Verglasungen, die das Sonnenlicht durch die sehr breiten Stege nicht streuen. Eine hohe Lichtdurchlässigkeit, wie sie beispielsweise die All-Top Verglasung ermöglicht, hat in diesem Bereich dann wieder Nachteile. Eine leichte Schattierung, im Zusammenhang mit einer sehr guten Luftumwälzung, helfen hierbei aber sehr gut.

Wer diese grünen Schattierleinen nicht besonders mag, sollte sich vielleicht einmal nach Staubschutznetzen umsehen, wie sie im Gerüstbau zur Anwendung kommen. Hier sind auch kostengünstig weiße Stoffe erhältlich, welche die Ästhetik des Gewächshauses nicht so sehr beeinflussen. Man sollte sich also seine Pflanzen nach sehr sonnigen und heißen Tagen genau ansehen. Besonders den Bereich der Pflanze, der den ganzen Tag dem Sonnenlicht ausgesetzt war, sollte nach farblichen Veränderungen auf der Oberfläche geprüft werden. Ist der Epidermis möglicherweise schon eine etwas gelblichere Färbung gegenüber dem Rest der Pflanze anzusehen, ist der Standort möglicherweise nicht gut ausgewählt. Möglicherewise kann sich das Gewebe noch regenerieren. Die betreffende Pflanze sollte aber schattiger stehen. Hat sich die Epidermis in dem Bereich schon braun verfärbt, ist die Schädigung wahrscheinlich nicht mehr reperabel. Leider hat man mit zunehmender Größe der Sammlung nicht so viel Spielräume, den Standort seiner Pflanzen beliebig zu verändern.


Welche Umgebungstemperaturen sind optimal?


Allgemein: Durch langjährige Kulturerfahrungen hat man feststellen können, daß Kakteen sehr anpassungsfähig sind und viele verschiedene Kakteenarten unter einheitlichen Kulturbedingungen und bei einer mittleren Temperatur gepflegt werden können. Diese günstigen Durchschnittstemperaturen sind im Sommer etwa 25-35 °C (im Schatten) an sonnigen Tagen und 15-25 °C (im Schatten) an Tagen mit bedecktem Himmel. Die Nachttemperatur sollte auf 10-17 °C zurückgehen. Im Winter sollte die Tagestemperatur bei den meisten Kakteen zwischen 8-15 °C erreichen und nachts auf etwa 5 °C absinken (Ausnahmen und Details in der Tabelle). Falls Kakteen sehr dunkel überwintert werden (auch im Zimmer weitab vom Fenster), dann darf die Tagestemperatur 10 °C nicht übersteigen, damit ein vorzeitiger Austrieb (der Fachmann spricht hier von Vergeilung) verhindert wird. Es kann Jahre dauern, bis so eine vergeilte Pflanze wieder ein ansehnliches Aussehen annimmt.

Licht und Temperatur in der VegetationszeitLicht und Temperatur in der RuhezeitGeeignete
Kakteen
Geeignete Kulturstandorte
vollsonnig und heißkühl (3-8°C), auch kurze und leichte Nachtfröste werden ertragen, hellaus der Gattung Echinocereus die Untergruppe der Pectinaten, wie E. triglochidiatus, einige Ariocarpen und Coryphanthenvollsonniges Gewächshaus oder Frühbeet bei Möglichkeit zur kühlen Überwinterung.
vollsonnig und heißmittlere Überwinterungs- temperatur (5-10°C)weiß und stark bedornte Mammillarien, Thelocactus, Coryphantha, Ariocarpus, Turbinicarpus, sehr viele Echinocereen, robuste Astrophyten, wie A. capricornevollsonniges Gewächshaus oder Frühbeet
vollsonnig und heißrelativ warme Überwinterung um 15°CMelocactus, Discocactus, Ferocactus, Echinocactus, Espostoa, Haageocereus, Mammillarien aus Niederkalifornien, behaarte und bereifte Cereen (z.B. Pilosocereus), empfindliche Astrophyten wie A.asteriasvollsonniges Gewächshaus, mit Möglichkeiten zur warmen Überwinterung
vollsonnig, aber nicht zu heiß (möglichst nicht über 35 °C), gute Lüftung, nächtliche Abkühlungkühl (3-8 °C), kurze leichte Nachtfröste werden ertragenLobivia (Chamaecereus), Oreocereus (Morawetzia), Sulcorebutia, Trichocereus (Helianthocereus), Oroya, Neowerdemannia, Untergruppe Pseudolobivia aus der Gattung Echinopsis, Untergruppe Digitorebutia aus der Gattung Rebutia, Escobaria missouriensis, Mammillaria senilis, Untergruppe Tephrocactus aus der Gattung Opuntiaharte Frühbeetkultur oder helles, gut gelüftetes Gewächshaus, zum Teil in der Vegetationszeit auf der Fensterbank mit Regenschutz möglich
gedämpft sonnig (Schutz vor praller Mittagssonne), nicht zu heiß (nicht über 35 °C), gute Lüftung, nächtliche Abkühlungkühl (3-8 °C), kurze leichte Nachtfröste werden ertragenUntergruppe Aylostera aus der Gattung Rebutia, robuste Mammillarien (M. rhodantha), robuste Gymnocalycien (G. gibbosum, G. bruchii)geeignet für nicht vollsonniges Gewächshaus oder Frühbeet, zum Teil auch für Fenterbrettkultur
gedämpft sonnig (Schutz vor praller Mittagssonne), nicht zu heiß (nicht über 35 °C), gute Lüftungmittlere Überwinterungs- temperatur (5-10 °C)grüne Mammillarien, Notocactus, Gymnocalycium, Echinofossulocactus, Cleistocactus, Untergruppe Neochilenia aus der Gattung Neoporteria, Parodia, Copiapoageeignet für nicht vollsonniges Gewächshaus oder Frühbeet, zum Teil auch für Fenterbrettkultur
halbschattig (im Frühjahr/Sommer nur Morgen- und/oder Abendsonne, im Spätherbst/Winter vollsonnig), nicht zu heißmittlere Überwinterungs- temperatur (5-10 °C)Phyllokakteengeeignet für halbschattiges Gewächshaus, robuste Formen auch an Ost- oder Westfenster auf dem Fensterbrett
hell, aber absonnig, möglichst nicht über 25-30 °C, hohe Luftfeuchtigkeitrelativ warme Überwinterung (nicht unter 15 °C)Rhipsalis und andere epiphytische Kakteengut schattiertes Gewächshaus mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit oder entsprechend klimatisierte Zimmervitrine oder ausgebautes Blumenfenster

Wie oft werden Kakteen gegossen?


Allgemein: Wenn eine Pflanze wächst oder wenn sie Knospen treibt, dann braucht sie auch Wasser, und zwar umso mehr Wasser, je schneller sie wächst. Das gilt auch für den Winter, falls die Pflanze hell und warm steht, wie bei Winterblühern (z.B. Mammillaria plumosa) notwendig. Je wärmer der Standort der Pflanzen ist, desto mehr Wasser benötigen sie, denn bei größerer Wärme ist die Verdunstung ebenfalls größer, und je kälter es im Herbst wird, desto weniger darf gegossen werden.

Abhängigkeit von der Temperatur: Bei Temperaturen unter 10-15 °C verarbeiten die Kakteen die Feuchtigkeit nicht mehr. Wenn die Temperatur ständig unter dieser Schwelle bleibt, sollte die überwiegende Zahl der Kakteen überhaupt nicht mehr gegossen werden. Bei sehr hohen sommerlichen Temperaturen ist zu beobachten, daß viele Gattungen in eine Trockenruhe übergehen und ebenfalls nicht mehr gegossen werden sollten. Diese Pflanzen stellen ihr Wachstum ein, die naturbedingt ist, weil es den Bedingungen am heimatlichen Standort entspricht. Hierbei ist die Gattung Rebutia als markanter Vertreter zu nennen, wo man ab etwa Mitte Juli bis Mitte August die Wassergaben einstellt und erst nach diesem Zeitrum, bis zum Beginn Ruhezeit (etwa Mitte/Ende Oktober), wieder gießt. Grundsätzlich gilt in der Wachstumszeit die Regel, daß es viel gefährlicher ist, zu viel zu gießen als zu wenig.

In unseren Breiten ist das Gießverhalten sehr von der Witterung abhängig. Bei sonnigen und trockenen Perioden gießt man die meisten Gattungen entsprechend häufiger (etwa 1 Mal wöchentlich/zweiwöchentlich), als an trüben und regenreichen Tagen. Gießt man seine Pflanzen zur falschen Tageszeit, während der Mittagshitze, können die Pflanzenkörper der Länge nach aufplatzen. Hierbei empfiehlt es sich, die Wassergaben in die Abendstunden zu verlegen. Die Pflanzen haben in der darauf folgenden Nacht die Möglichkeit, die Feuchtigkeit aufzunehmen, bevor am nächsten Tag der Verdunstungsprozess einsetzt und das Substrat wieder austrocknet. Bei zu häufigen und zu intensiven Wassergaben werden Fäulnis und Pilzbildung die Pflanzen vernichten. Man sollte also individuell gießen und ein Gefühl bekommen, wann sie Wasser brauchen.

Gießregeln: Zusammenfassend gibt es kein allgemeines Rezept, wie viel Wasser eine Pflanze der jeweiligen Gattung benötigt, denn die Verhältnisse, unter denen die Pflanzen in den einzelnen Sammlungen gehalten werden, sind zu verschieden. So gibt es Gegenden, wo eine höhere Luftfeuchtigkeit herrscht, als in anderen Gegenden. Entsprechend langsamer erfolgt die Verdunstung des Gießwassers aus dem Substrat. Ähnlich verhält sich das auch bei der Fensterbrettkultur, wo durch die stärkere Erhitzung und wesentlich niedrigerer Luftfeuchtigkeit im Zimmer, eine stärkere Verdunstung begünstigt, als in einem größeren Gewächshaus. Durch geöffnete Fenster und gleichzeitiger nächtliche Zunahme der Luftfeuchtigkeit, erreicht man hier andere klimatischen Bedingungen, die sich wiederum auf die Verdunstung und damit auch den Wasserbedarf der Kakteen auswirken. So lange ein Topf feucht ist, sollte in keinem Fall wieder gegossen werden, sondern erst wenn er mehrere Tage trocken stand, da in der Tiefe immer noch Feuchtigkeit vorhanden ist.

Auf keinen Fall sollten Kakteen täglich ein Bisschen, sondern in größeren Abständen, dann aber gründlicher, gegossen werden. Im Allgemeinen kann man feststellen, daß eine gleichmäßige leichte Bodenfeuchtigkeit in der Tiefe während der Wachstumsperiode den meisten Kakteen am besten zusagt. Bei Epiphyten sollte die Erde nie austrocknen und Cereen haben einen höheren Wasserbedarf, als Kugelformen, weil sie eine wesentlich größere Verdunstungsoberfläche besitzen. Es sollte darauf geachtet werden, das Substrat zu gießen und nicht die Pflanze. Insbesondere der Scheitelbereich ist hierbei sehr empfindlich, da das Wasser nicht die Möglichkeit hat abzulaufen und dieser Umstand daher zu Fäulnis führt. Zum Gießen sollte möglichst abgestandenes und temperiertes Wasser genutzt werden. Bei zu kaltem Wasser können empfindliche Pflanzen zum Verkorken und Pilzbefall neigen. Kakteen sollten nicht zu nass in eine Schlechtwetterperiode hineingehen, da hierbei wesentlich weniger Wasser durch die Verdunstung verbraucht wird und damit die Pflanzen eine relativ lange Zeit in nassem Substrat stehen.

Jahreszeitlicher Ablauf: Nach der winterlichen Ruhezeit, etwa März-April, sollte das Substrat leicht angefeuchtet werden. Das erreicht man durch vorsichtiges und sparsames Gießen, Nebeln oder vorsichtigen Sprühen. Letzteres ist aber nur an warmen Frühlingstagen (ab 15 °C) ratsam und sollte rechtzeitig durchgeführt werden, damit der Pflanzenkörper bis zum Abend wieder abgetrocknet ist. Aus diesen Wassergaben bilden die Kakteen rasch neue Saugwurzeln und können dann ab April/Mai kräftiger gegossen werden. Von etwa Mitte Juli bis Mitte August beginnt bei vielen Kakteen die schon erwähnte Trockenruhe. Ab etwa Mitte August bis Mitte September kann nochmals ausreichend gegossen werden, da bei vielen Pflanzen ein nochmaliger Wachstumsschub einsetzt. Danach sollten man die Wassergaben langsam reduzieren. Ab etwa Mitte Oktober sollten das Gießen eingestellt werden

Das richtige Gießwasser: Grundsätzlich sollte das Gießwasser für die Kakteen nicht zu hart sein. Das optimale Wasser bietet uns hierbei die Natur mit dem Regenwasser. Leitungs- oder Brunnenwasser ist nur regional empfehlenswert, da je nach Wassereinzugsgebiet die Konzentration an Calcium- und Magnesiumverbindungen stark schwankt. Diese Bestandteile bilden auf Dauer schwer lösliche Kalkverbindungen im Substrat. Dadurch sterben Wurzeln ab und die Pflanzen werden kaum in Wuchs gelangen und früher oder später unweigerlich eingehen. Möchten Sie für Ihren Ort die Leitungswasserqualität in Erfahrung bringen, sollten Sie einmal auf den Webseiten bei Ihrem örtlichen Versorger nachsehen. Insbesondere die Härtegradangabe (Einheit ° dH – Grad deutscher Härte) ist hierbei von Interesse. Ist der Wert kleiner als 14° dH können die Kakteen auch mit Leitungswasser ohne spezielle Aufbereitung gegossen werden. Liegt der Wert deutlich darüber, sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, Regenwasser zu organisieren. Natürlich kann hartes Leitungswasser auch durch die Installation einer entsprechenden Wasserenthärtungsanlage aufbereitet werden.

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